Star Wars - The Force Awakens (2015)
Drei Jahrzehnte nach »Die Rückkehr der Jedi-Ritter« ist der galaktische Kampf zwischen Gut und Böse immer noch nicht entschieden. Das Imperium wurde besiegt, doch aus deren Überbleibsel ist über Jahre die diktatorische »Erste Ordnung« erwachsen, die den Frieden der Widerstandskämpfer um General Leia Organa (Carrie Fisher) bedroht.
Die junge Rey (Daisy Ridley) ahnt davon zunächst nichts. Sie fristet ihr einsames Dasein auf dem abgelegenen Planeten Jakku, um in seiner kargen Wüstenlandschaft nach Schrott zu suchen, den sie dann für Wasser und Nahrung verkauft. Seit vielen Jahren wartet sie auf die Rückkehr ihrer Familie – bis sie die Bekanntschaft von Finn (John Boyega) macht, einem desertierten Sturmtruppler, der während eines Massakers an Dörflern auf Jakku ein Gewissen entwickelt hat und dem gefangenen Widerstands-Piloten Poe Dameron (Oscar Isaac) die Flucht ermöglichte. Finn, Poe und Rey geraten ins Visier des sinisteren Kylo Ren (Adam Driver), der dem ominösen neuen Anführer der »Ersten Ordnung«, Snoke (Andy Serkis) dient und den Sieg der dunklen Seite der Macht vollenden will, die Darth Vader einst begann.
Wird es den neuen und alten Helden gelingen den Sagen umwobenen Jedi-Meister Luke Skywalker zu finden, um die finsteren Pläne der »Ersten Ordnung« zu durchkreuzen?
Es ist schwierig objektiv über einen Film zu berichten, den man seit 32 Jahren herbeigesehnt hat. Als ich 1983 »Die Rückkehr der Jedi-Ritter« sah, dachte ich, dass dies das letzte Kapitel in der Star Wars Saga sein würde. 1999 wurde ich dann mit den Kapiteln 1-3 von George Lucas eines besseren belehrt. Dort erfuhr ich, dass es sich bei »Star Wars« nicht um die Geschichte eines jungen Helden aus der Provinz handelte, der in ein großes galaktisches Abenteuer verstrickt wurde. (Ein Held, mit dem ich mich als Junge aus der Provinz sehr gut identifizieren konnte.) Die 'Prequels' suggerierten hingegen, dass es sich bei »Star Wars« um die Tragödie von Anakin Skywalker auf dem Weg zur dunklen Seite der Macht handeln sollte. Eine Sichtweise, die von Lucas nach und nach hinzugedichtet wurde, um sein selbstgeschaffenes Filmimperium zu legitimieren. Ironischerweise geriet Lucas neue Interpretation dann aber so holprig, dass viele sich nach den 'richtigen' Star Wars Filmen aus den 70er und 80er Jahren zurücksehnten.
Mit »The Force Awakens« geht dieser Wunsch nun in Erfüllung. Unter der neuen Ägide von Lucasfilm Chefin Kathleen Kennedy und Regisseur J.J. Abrams ist eine Fortführung der Star Wars Saga entstanden, die diesen Namen auch verdient. »Force Awakens« ist ein Film eines »Star Wars« Fans für »Star Wars« Fans. Abrams (der zusammen mit Lawrence Kasdan und Michael Arndt auch das Drehbuch verfasst hat) gelingt es, mit mühelos erscheinender Leichtigkeit, ein gelungenes neues Kapitel in der Star Wars Saga aufzuschlagen.
Ist es ein gelungener Star Wars Film? Absolut Ja. Ist es der Star Wars Film den ich mir vor über dreißig Jahren erhofft hatte? Absolut Nein.
In der Vorstellung die ich mit meiner Frau besucht habe, saß neben uns ein kleiner Junge von vielleicht fünf Jahren mit seiner Mutter. Nach der Vorstellung, die der Junge durchaus genossen hatte, kommentierte er den Film folgendermaßen: »Das ist nicht das Star Wars, das ich kenne.«
Mir erging es ähnlich, wie dem kleinen Jungen. Ich ging als letzter aus dem Kinosaal, denn ich fühlte mich ein wenig taub und erschlagen. Ich fühlte abschließend nicht das, was ich hatte fühlen wollen. Aber im Gegensatz zu den Prequels hatte ich etwas bei der Rezeption von »Force Awakens« gespürt. Eine bittersüße Melancholie. »Star Wars« in seiner alten Form würde es nun nicht mehr geben. Aber dafür eine neue, würdige Fortsetzung davon. Daran wird man sich (als Fan, der wie Han Solo alt geworden ist) gewöhnen müssen.
J.J. Abrams zieht alle Register der Star Wars Orgel. Im Minutentakt kann man im Film Häkchen an den richtigen Stellen setzen. Gut geschriebener »Title Crawl«. Check. Gutes Eröffnungsbild »Check«. Der ganze Film erscheint als eine einzige Wiedergutmachung an die Fans. Nicht alles an den Prequels war schlecht, aber vieles schon. »Force Awkens« brilliert auf jeder Ebene. Plot, Figuren, Worldbuilding, Musik, Ton und Effekte sind exzellent. Den einzigen Vorwurf, den man den Film machen kann, ist, dass er eine der von Lucas ehernen Regeln nicht bricht. Lucas Regieanweisung an seine Schauspieler war immer nur »Faster. More intense.«. »Force Awakens« wirkt (im geringeren Maße), wie »Age Of Ultron« ein wenig gehetzt. Es gibt kaum Phasen für eine Atempause. Im Yoga ist die Atmung sehr bedeutsam. Das Einatmen, aber ebenso auch das Ausatmen. »Force Awakens« holt mehr Luft, als sie entweichen zu lassen. Im Höhepunkt des Films droht der Film gar zu Hyperventilieren.
Dadurch entstehen hier und da Handlungslücken und eine leichte Überforderung beim Publikum. Aber Abrams setzt an den entscheidenden Punkten der Handlung immer wieder so geniale Akzente, dass man als Zuschauer bereit ist, darüber hinwegzusehen. Das alles entscheidende Lichtschwert-Duell am Ende des Films ist dann die beste Kampfsequenz, seit dem legendären Duell zwischen Luke Skywalker und Darth Vader in der Wolkenstadt Bespin. Etwas, was ich nie zu Träumen gewagt hatte, tritt ein. Man ist sitzt in einem neuen Star Wars Film und ist begeistert! Die neue Figuren Rey, Finn, Poe und der neue Droide BB-8 (Der allen die Show stiehlt) etablieren sich spätestens dann mühelos als die neuen Helden der Saga.
Mit »Force Awakens« verhält es sich ein wenig so, wie es die yodartige Figur Maz Kanata (hervorragend interpretiert von Lupita Nyong'o) gegenüber Rey im Film äußert:
Er existiert nicht in einer rückwärtigen vergangen Zeit, sondern dieser Film blickt nach vorn, in die Zukunft.
Mehr kann man sich für einen Star Wars Film nicht wünschen.