Ex Machina (2015)
Der junge Programmierer Caleb (Domhnall Gleeson) gewinnt die firmeninterne Lotterie seines Arbeitgebers und darf eine Woche in den Bergen im Privathaus des abgeschieden lebenden Firmenchefs Nathan (Oscar Isaac) verbringen. Was Caleb zunächst nur für einen aufregenden Gedankenaustausch mit seinem Idol hält, entpuppt sich allerdings als Calebs Teilnahme an einem Experiment: Er soll mit der ersten, echten künstlichen Intelligenz interagieren, der schönen Roboterfrau Ava (Alicia Vikander) und soll in einer Abwandlung des Turing-Tests bestimmen, ob Ava über echte, künstliche Intelligenz verfügt, die nicht von einem Menschen zu unterscheiden ist. Doch nach und nach beginnen unerwünschte Gefühle in dem jungen Mann zu wachsen und es wird immer unklarer, wo die Unterschiede zwischen Mensch und Maschine liegen, wenn es um Bewusstsein, Gefühle und Moral geht.
Das Erstlingswerk von Regisseur Alex Garland geht der philosophischen Frage nach, ob eine Künstliche Intelligenz in der Lage ist, echte Gefühle zu entwickeln, oder ob ein solch künstliches Wesen diese Gefühle nur glaubhaft simuliert. Garland inszeniert um diese Fragestellung herum ein gelungenes Kammerspiel, dass mit seiner unterkühlten Grundstimmung ›Ex Machina‹ zum besten Science-Fiction Film seit Duncan Jones ›Moon‹ aus dem Jahr 2009 macht.
In Zeiten, wo das eigene Mobiltelefon in der Lage ist, Witze zu erzählen, bleibt es nicht aus, dass das Thema der künstlichen Intelligenz auch immer mehr in den Fokus von Filmemachern tritt. Glaubt man einschlägigen Experten, so ist die Entwicklung einer generellen, künstlichen Intelligenz, die über ähnliche Denkeigenschaften wie ein Mensch verfügt, nur noch eine Frage von Jahren und nicht mehr Jahrzehnten.
Ich selbst habe mich für meine Roman-Reihe mit der Hackerin Peewee Russell intensiv mit dem Stand der Forschung im Bereich der künstlichen Intelligenz auseinandergesetzt. Es wundert mich also nicht, dass ein so kluger Kopf wie Regisseur und Drehbuchautor Alex Garland sich ebenfalls dieser Thematik angenommen hat. Das Thema liegt in der Luft.
Im vergangenen Jahr hatte ich schon den Film ›The Machine‹ besprochen, der jedoch hinter den Erwartungen von Kritik und Publikum zurückblieb. In meiner damaligen Rezension über Caradog W. James Film verwies ich auf die Schwäche von ›The Machine‹ sich nicht zwischen Kammerspiel und Action-Reisser im Stil von ›Universal Soldier‹ entscheiden zu können. Garland begeht mit ›Ex Machina‹ diesen Fehler nicht. Der Film ist ein klassisches Kammerspiel, das diese Form geschickt nutzt um Atmosphäre und Spannung aufzubauen.
Wie schon in seinen Drehbüchern zu 28 Days Later, Sunshine und Dredd gelingt es Garland die Figuren in einen aufregenden Was-wäre-wenn Plot zu führen, der alle wichtigen Fragen zum Thema Künstliche Intelligenz behandelt, ohne dabei zu schulmeisterlich zu wirken.
Der Titel ›Ex Machina‹ nimmt Bezug auf den lateinischen Ausspruch ›Deus Ex Machina‹, was übersetzt so viel bedeutet wie ›Gott aus der Maschine‹. Die Phrase beschreibt den, in griechischen Tragödien angewendeten, Trick, einen Schauspieler auf einer (maschinellen) Plattform auf die Bühne herabzulassen, damit er dort die Sorgen und Nöte der Figuren zur Zufriedenheit aller lösen kann. In Garlands Drehbuch zu ›Ex Machina‹ übernimmt diese Funktion die Roboterfrau Ava. Sie sorgt dafür, dass ihr ›Erzeuger‹ Nathan, ausgestattet mit einem Gott-Komplex und selbstzerstörerischen Tendenzen, ebenso sein Fett weg bekommt wie auch der schüchterne Programmierer Caleb, der in Ava auch nur das erblickt, was er sehen will - Bis es zu spät ist.
Mit ›Ex Machina‹ ist Garland ein fulminantes Regiedebüt gelungen, dass dem Thema endlich die psychologische und gesellschaftsrelevante Tiefe vermittelt, die bei bisherigen Versuchen (wie z.B. iRobot) kläglich auf der Strecke blieben.