Plotting

Also, das haben wir bisher:

Der 1. Akt unserer Geschichte muss mit einem guten ersten Satz beginnen. Wir brauchen ausserdem eine starke Eröffnungsszene (Opening Scene), die wir ggf. als ›Cold Open‹ gestalten können. - Herr Abrams würde vielleicht sogar darauf bestehen ;)

Den Übergang zum 1. Teil von Akt 2 bildet eine Szene die die in Akt 1 etablierten Figuren einen ersten, starken Konflikt aussetzt. Diese Stelle wird auch ›Plotpoint 1‹ genannt. Bei Mission: Impossible III ist es die Szene, in der Lindsey, der Schützling von Ethan Hunt durch eine Mikrosprengkapsel in ihrem Kopf stirbt. Dieser Konflikt (anstatt dass Ethan und sein Team die ›Belohnung‹ für ihre Mühen erhält, Lindsey zu retten, war alles umsonst. Und Schuld daran ist Owen Davian)  trifft uns, den Rezipienten ebenso hart wie den Protagonisten Ethan. Der erste Teil von Akt 2 handelt nur davon den bösen Davian gefangen zu nehmen. Dies führt uns wieder zu einem wichtigen Punkt den Wendepunkt der Geschichte, den ›Midpoint‹. In M:I3 (so die Abkürzung für den Film) nimmt Ethan den bösen Davian nicht nur gefangen, er (reden wir nicht darum herum) foltert Davian. Diese Reaktion ist durch Ethans Rachegefühle verständlich, werden im weiteren Verlauf der Handlung aber zu weiteren Konflikten führen. Davian verspricht Ethan, dass aus Rache für die Folter und Erniedrigung jemanden töten wird, den Ethan liebt.

Im zweiten Teil von Akt 2 schwenkt das Pendel tatsächlich zugunsten vom bösen Owen Davian aus. Vor Ethans (hilflosen) Augen wird Davian befreit und seine Verlobte Jules entführt. Davian droht seine Prophezeiung war zu machen, Jules zu töten, wenn Ethan nicht die sogenannte ›Hasenpfote‹ stiehlt. 
Diese Technik, den Protagonisten für Etwas absolut austauschbaren Gegenstand oder eine Person durch den Handlungsverlauf zu jagen, hat der große Regisseur Alfred Hitchcock einen sogenannten ›MacGuffin‹ genannt. Bei Jäger des verlorenen Schatzes ist die Bundeslade der MacGuffin, in Pulp Fiction ist es ein Koffer, in meinem Buch ›escape‹ ist es Computercode, der in einem USB Drop versteckt worden ist. In M:I3 ist es eben die ›Hasenpfote‹. 

Ethan stiehlt die ›Hasenpfote‹ und liefert sie ab. Alle sollten glücklich und zufrieden sein. Doch stattdessen findet sich Ethan auf einen Stuhl gefesselt wieder und Jules wird vor Ethans Augen - wie prophezeit - von Davian erschossen. Alles scheint verloren. Dies ist die Stelle des 2. Plot Points, der uns in den 3. Akt führt. Ethans Freund Musgrave hat ihn hintergangen und arbeiten in Wirklich mit Davian zusammen. Jetzt wird Ethan aktiv. In mehreren heroischen Kämpfen gelingt es Ethan die (doch nicht) tote Jules zu befreien und die bösen Kräfte Musgrave und Davian zu bezwingen. 

Akt 1 - Die Figuren werden etabliert (25%) - Erster Satz -> Opening Scene -> Plot Point 1 ->

Akt 2 - Teil I (25%) - Erster Konflikt -> Midpoint ->

Akt 2 - Teil II (25%) - Zweiter  Konflikt -> Plot Point 2 ->

Akt 3 (25%) - Lösung des Konflikts

Um eine Geschichte zu planen könnte man nun unsere Handlungsstruktur auf Karteikarten schreiben.


1. Akt

Karte 1: Erster Satz + Opening Scene

Karte 2: Die Figuren werden etabliert

Karte 3: Plot Point 1


2. Akt

Karte 4: Erster Konflikt

Karte 5: Midpoint

Karte 6: Zweiter Konflikt

Karte 7: Plot Point 2

 

3. Akt

Karte 8: Lösung des Konflikts

Falls Orci & Kurtzman M:I3 mit diesen Karteikarten entwickelt hätten, würde das Schema etwa so aussehen:

ErsterAkt.jpg
ZweiterAkt.jpg


Christian Heinke

middle aged nerd. writer of thriller & sci-fi novels with short sentences. podcaster. german with california in his heart.

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